Vorschau | Gegenwartskunst

Doppelausstellung | Solmaz Daryani & Sabina Shikhlinskaya

 

Ausstellung | Mi 5.6.2024 – So 14.7.2024

 

Vernissage | Di 4.6.2024 | 19 Uhr
19.30 Uhr | Performance | Sabina Shikhlinskaya


In ihrem Buch What Does It Mean to Be Post-Soviet? thematisiert Madina Tlostanova, die Wissenschaftlerin für Postkolonialen Feminismus, den verdrängten Prozess der Dekolonialisierung im post-sowjetischen Raum. Sie fragt nach den umstrittenen, ausgeschlossenen oder unterdrückten Erinnerungen und Traumata aus der Zeit der sowjetischen Vergangenheit. Wie kann zeitgenössische Kunst die offizielle Version der Geschichte hinterfragen und erweitern? Diese Frage wird in der Doppelausstellung aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven beleuchtet.

In her book What Does It Mean to Be Post-Soviet?, the postcolonial feminist scholar Madina Tostanova addresses the unrealised process of decolonisation in the post-Soviet space. She explores the contested, ignored or suppressed memories and traumas from the Soviet past. How can contemporary art re-examine and expand the official version of history? This question is examined from different artistic perspectives in the double exhibition.


Solmaz Daryani | The Eyes of Earth 

Foto: Solmaz Daryani, The Eyes of Earth Series, (The Death of Lake Urmia), (2014 ongoing), (c) courtesy the artist.

// DE

In ihrer Solopräsentation The Eyes of Earth thematisiert die iranische Fotografin Solmaz Daryani die Folgen imperialer und post-imperialer Umweltausbeutung für den Urmia See im Grenzgebiet der iranischen Provinzen West- und Ost-Aserbaidschan. Ausgehend von ihren persönlichen Kindheits-Erinnerungen am Urmia See und der Geschichte ihrer Familie – ihr Grossvater betrieb ein Hotel am Seeufer in der Hafenstadt Sharafkhaneh – erkundet Daryani die langfristigen Auswirkungen der fortschreitenden Umweltzerstörung auf Menschen und Landschaften.

Solmaz Daryani ist eine iranische Dokumentarfotografin, die derzeit sowohl im Iran als auch in Grossbritannien lebt. Sie ist Stipendiatin der Magnum Foundation und der National Geographic Society und Mitglied von Women Photograph und Diversify Photo. Ihre Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf die Erforschung der Themen Klimawandel und Wasserkrise, wobei sie ein großes Interesse an den menschlichen Beziehungen zur Umwelt, zu Gemeinschaften und Kulturen hat.

// EN

In her solo presentation The Eyes of Earth, Iranian photographer Solmaz Daryani addresses the consequences of imperial and post-imperial environmental exploitation on Lake Urmia in the border region between the Iranian provinces of West and East Azerbaijan. Based on her personal childhood memories of Lake Urmia and the history of her family – her grandfather ran a hotel on the shores of the lake in the harbour town of Sharafkhaneh – Daryani explores the long-term effects of the ongoing environmental destruction on people and landscapes.


Sabina Shikhlinskaya | Life on Borrow

Foto: Sabina Shikhlinskaya, Dangerous Red Painting, 2024, Still (c) courtesy the artist.

// DE

Die in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, lebende Künstlerin Sabina Shikhlinskaya fragt in ihre Einzelausstellung nach Hoffnungsmomenten angesichts der vielfältige Verluste, mit denen ein Mensch im Laufe seines Lebens unweigerlich konfrontiert wird. Wegen sinnlosen geopolitischen Konflikte, endlosen Kriegen oder eigennützigen politischen Interessen sind unzählige Menschen in ständiger Gefahr, ihr Leben, ihre Freiheit, ihre Lebensräume, ihre Geschichte oder ihr kulturelles Erbe zu verlieren. Wie kann der menschliche Wunsch, Leben, Gemeinschaften, Erinnerungen und die Natur zu bewahren, angesichts der immer wiederkehrenden Zerstörung erhalten und gestärkt werden?

Sabina Shikhlinskaya ist eine etablierte aserbaidschanische Künstlerin und Kuratorin. Sie absolvierte das V. Mukhina Kunstinstitute in St. Petersburg und die Staatliche Universität für Kultur und Kunst Aserbaidschan. Bekannt für ihre frühe modernistische Malerei, begann sie in den 90er-Jahren als Pionierin der Konzeptkunst in Aserbaidschan multimediale Praktiken zu erforschen. Dabei nutzte sie ihren interkulturellen Hintergrund, um Kunstwerke zu schaffen, die komplexe Beziehungen zwischen Kultur, Politik und Identität beinhalten. Ihre Arbeiten, die oft ans Poetische grenzen, setzen sich indirekt mit politischen Themen auseinander und zeichnen sich durch ein Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Konzept aus.

Shikhlinskaya hat an zahlreichen Ausstellungen und Biennalen in Aserbaidschan und international teilgenommen. Sie war die Kuratorin des ersten aserbaidschanischen Ausstellungspavillons auf der 52. Biennale von Venedig. Darüber hinaus ist Shikhlinskaya Mitbegründerin der experimentellen Sunday Art School in Aserbaidschan. Zwischen 1998 und 2002 konnten mehr als 200 Kinder aus der Gesundheitsklinik Gindes an Kunstausbildungsprogrammen teilnehmen, darunter mehrere Kurse für zeitgenössische Kunst. Seit 2013 beteiligt sich Shikhlinskaya an den Bildungsprogrammen der Organisation YARAT, indem sie Meisterklassen und Kunstprojekten mit jungen Künstler:innen leitet. Im Jahr 2022 erarbeitete sie das Konzept des YARAT Contemporary Art Space und gründete die erste Schule für zeitgenössische Kunst in Aserbaidschan.

// EN

In her solo exhibition, the artist Sabina Shikhlinskaya, who lives in Baku, the capital of Azerbaijan, explores moments of hope in face of the manifold losses that a person inevitably faces throughout her or his life. Because of senseless geopolitical conflicts, endless wars or self-serving political interests innumerable people are in constant danger of losing their lives, their freedom, their living environment, their histories or cultural heritage. How can human desire to preserve life, communities, memories and nature be retained and empowered in view of recurring destruction?

Sabina Shikhlinskaya is an established Azerbaijani artist and independent curator. She graduated from V. Mukhina Institute of Arts, St Petersburg, and from Azerbaijan State University of Culture and Arts. Being well known for her early modernistic paintings, she started to explore multimedia practices as a pioneer of conceptual art in Azerbaijan in 1990s. Using her intercultural background her artworks engage with complex relationships between culture, politics and identity. Dealing indirectly with political issues, she balances aesthetics and concept in her works that often verge towards the poetic.

The artist has participated in numerous exhibitions as well as in biennials in Azerbaijan and internationally. She was the curator of first Azerbaijani exhibition pavilion ever at 52 Venice Biennial. In addition, Shikhlinskaya is one of the founders of the experimental Sunday Art School in Azerbaijan. Between 1998 – 2002 more than 200 children from the health clinic Gindes could participate in art training programs, among them several courses of contemporary art. From 2013 Shikhlinskaya was involved in educational programs of the organization YARAT by leading master classes and art projects with young artists. In 2022 Shikhlinskaya authored the concept of YARAT Contemporary Art Space and started the First Contemporary Art School in Azerbaijan.


Künstlerinnen // Artists

 

Solmaz Daryani, Sabina Shikhlinskaya


Veranstaltungen // Events

 

Vernissage
Di 4.6.2024 | 19 Uhr, Foyer
19.30 Uhr | Performance | Sabina Shikhlinskaya

Mi 5.6.2024 | 20 Uhr
Talk:
Contemporary Art Scene in Azerbaijan, Sabina Shikhlinskaya
Albert-Ludwigs Universität, Freiburg, Hörsaal 1221

Do 27.6.2024 | 19 Uhr
Filmvorführung, Salaam Cinema Baku, junges Künstlerkollektive aus Baku
Kammertheater, E-WERK

Ausstellungsrundgänge // Exhibition Tours
So 9.6.2024 | 16 Uhr
Do 13.6. | 18 Uhr
Do 4.7.2024 | 18.30 Uhr
Treffpunkt: Galerie I


Weitere Informationen // Additional information

Fyler // Solmaz Daryani

Flyer // Sabina Shikhlinskaya


Die Ausstellung ist Teil des Festivals Performing Democracy, das vom 6.-16.6.2024 in Freiburg stattfindet.
Weitere Informationen // More information
https://www.performing-democracy.de

In Kooperation mit dem Zwetajewa-Zentrum an der Universität Freiburg i. Br.

 

 


Thomas Liu Le Lann | Entertainment | Solopräsentation

Fotot: Thomas Liu Le Lann, Training Part 2, Kumquat 2023 (c) courtesy o the artist.

Ausstellung | Fr 13.9.2024 – So 10.11.2024

 

Vernissage | Do 12.9.2024 | 19 Uhr

 

// DE

In seiner spielerisch wie verstörenden Solopräsentation mit Skulpturen, Videos, Sound, Fotos und Texten untersucht der in Genf lebende Künstler Thomas Liu Le Lann Machtlosigkeit, Versagen und Verletzlichkeit durch eine Mischung aus intimer Erfahrung und kollektiver Geschichte. Dabei hinterfragt er die Beziehung des Einzelnen zu Kindheit, Familie, Arbeit, kapitalistischen Produktionssystemen und Freizeitgesellschaft.

Thomas Liu Le Lann ist ein französischer Künstler, geboren 1994, er lebt und arbeitet in Genf. Im Jahr 2018 hat er den Preis HEAD – Galerie gewonnen. Im selben Jahr gewann er den New Heads – Fondation BNP Art Awards, dank dem er eingeladen wurde, eine Einzelausstellung im Musée des Beaux Arts in Le Locle sowie am Stand der Stiftung BNP auf der artgenève zu präsentieren.

Zu seinen Einzelausstellungen gehören Best Western bei LUBOV (New York, USA), Show Down im Musée des Beaux Arts in Le Locle (Le Locle, Schweiz), I’m not okay in der Galerie Vin Vin (Wien, Österreich) und 07.19 bei Maladie d’Amour (Grenoble, Frankreich). Er nahm an Gruppenausstellungen teil, wie Studies on Empathy in der Fondation d’Entreprise Ricard (Paris, Frankreich), Henry Darger Summer Camp designed by Extramentale (Arles, Frankreich) und Plattform # 19 im Center d’Art Contemporain – Yverdon les Bains (Yverdon les Bains, Schweiz).

Thomas Liu Le Lann ist außerdem Mitbegründer und Mitverwalter von Cherish, einem von Künstlern betriebenen Raum in Genf, in Zusammenarbeit mit Serpas, Mohamed Almussibli und James Bantone.

// EN

In his playful and disturbing solo presentation with sculptures, videos, sound, photos and texts, Geneva-based artist Thomas Liu Le Lann explores powerlessness, failure and vulnerability through a mixture of intimate experience and collective history. He questions the individual’s relationship to childhood, family, work, capitalist production systems and leisure society.


Jaime Welsh | Solopräsentation

Foto: Jaime Welsh, Saint Vicent Tied to a Column, Nuno Gonçalves (detail) (c) courtesy of the artist.

Ausstellung | Fr 13.9.2024 – So 10.11.2024

 

Vernissage | Do 12.9.2024 | 19 Uhr

 

// DE

Jamie Welsh arbeitet mit stark konstruierten Fotografien. In den oft klinischen Innenräumen von offiziellen Gebäuden werden Figuren als Allegorien für ängstliche oder angespannte psychologische Zustände gezeigt. Welshs Forschung konzentriert sich auf die formale Beziehung zwischen Mensch und architektonischem Raum und die Evokation psychologischer Innerlichkeit durch Fotografie. Für seine Einzelpräsentation in Freiburg entsteht eine neue Fotoserie, die in der Zentrale einer ehemaligen portugiesischen Bank, die von 1864 bis 2001 als Notenbank für das gesamte portugiesische Reich fungierte, inszeniert wird.

Jaime Welsh wurde 1994 in Lissabon, Portugal, geboren und lebt und arbeitet in London, wo er als Stipendiat der Calouste Gulbenkian Foundation und der Goldsmiths University seinen Abschluss machte (2018-2021). Aktuelle Projekte wurden in der South London Gallery, Galeria Madragoa, Firstsite Museum; White Cube (online); Castor Gallery; Saatchi Gallery; Piccadilly Lights; Galeria Graça Brandão; Gallery 46 Whitechapel ausgestellt. Zu den jüngsten Auszeichnungen gehören Bloomberg New Contemporaries 2021, Tomorrow by White Cube 2021 und Circa Art Class of 2020. Welsh war Artist in Residence in der Rua das gaivotas 6 und Tate Exchange in der Tate Modern. Zu den öffentlichen Sammlungen gehören das Calouste Gulbenkian Museum und die Sammlung MACE (Antonio Cachola). Die Arbeiten von Jaime Welsh wurden unter anderem im Frieze Magazine, Contemporânea, Elephant Magazine, Jornal Expresso, Umbigo Magazine und Urbana veröffentlicht.

// EN

The artist Jamie Welsh, born in Portugal, who lives and works in London, works with strongly constructed photographs. In the often clinical interiors of official buildings, figures are shown as allegories for anxious or tense psychological states. Welsh’s research focuses on the formal relationship between people and architectural space and the evocation of psychological interiority through photography. A new photographic series is being created for his solo presentation in Freiburg, staged in the headquarters of a former Portuguese bank that operated between 1864 and 2001 as the issuing bank for the whole of the Portuguese empire.